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Thema: Changes | SdT 07.11.2020 (1066-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema - Thema abgeleitet von Prisoner of Love | Sd...
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Changes | SdT 07.11.2020

Changes

Warum habe ich diesen Song ausgewählt? Er steht für mich neben „Sound and Vision“ als Manifest und Symbol für Davids künstlerisches Konzept. Eigentlich wollte ich beide Songs hintereinander besprechen, aber meine Schulter kam dazwischen. Mrs.stardust kam mir mit „Sound and Vision dann zuvor.

Veränderungen…Ich habe ihn dafür immer sehr sehr bewundert. Kein Künstler hat so radikal die Musikstile gewechselt und auch sein Äußeres. Oft schien es, als wäre er eine andere Person. "Just gonna have to be a different man. Time may change me. But I can't trace time (…) Ch-ch-changes". Den "different man" hatte Bowie früh zum Leitmotiv erklärt. Er hat das mit seiner faszinierenden Stimme auch umsetzen können. Die Grundlage dafür ist mit Sicherheit harte Arbeit.

„But I've never caught a glimpse, Of how the others must see the faker, I'm much too fast to take that test”, diese Zeilen spielen auf das Thema Authentizität an. Über dieses Thema haben wir bereits gesprochen. Bemerkenswert aber, das er sich als Fälscher betrachtet.

David wurde als „Pop-Chamäleon“ bezeichnet und das wurde zur denkfaulen Kurzformel. Auf kaum jemanden passte die Metapher weniger als auf David: Wann hätte Bowie jemals seine Farbe dem Hintergrundbild der Zeitläufte angepasst? Er war der Zeit fast immer voraus und hat sich nie angepasst. In den vierzig Jahren seines künstlerischen Schaffens hat er viele Trends ausprobiert und sich angeeignet. Oder er hat den Trend gleich vorweggenommen. Er wollte nicht reich werden, ein „reicherer“ Mann sein. Sondern sich verändern, sich immer wieder neu zu entdecken und zu erfinden. Manchmal, so schnell, dass er selbst kaum hinterhergekommen ist.

Mit Hunky Dory gelang ihm sein erster Klassiker. Damals kam ihm die Idee seine Ausbildung in Tanz, Pantomime und Schauspiel zu nutzen, um als androgyner Marsmensch die Bühne zu betreten. Er wollte Sound and Vision miteinander verbinden, Musik und Theater. Davids Selbstwertgefühl und seine Kreativität waren viel zu ausgeprägt um sich auf eine Sache und einen Musikstil festzulegen. Und genau das war ausschlaggebend für einen seiner größten Beiträge zum Pop-Zirkus: die Einführung der fortwährenden optischen Veränderung als ein wesentliches künstlerisches Element. Madonna und viele andere Künstler haben es ihm nachgemacht.

Solche Wandlungen seien ein wichtiges Merkmal von Popkultur, sagt Prof. Udo Dahmen, Direktor der Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Bowie ist für ihn das Paradebeispiel. „Er hat damit auch immer eine neue Phase eingeläutet.“ Durch seine äußerlichen Wandlungen konnte David natürlich seine radikalen Änderungen der Musikstile glaubhafter rüberbringen. Stellt euch vor, er würde im Heathen Anzug mit NIN auftreten. Undenkbar!

Als David diesen Song schrieb ist er Anfang 20, ein junger Mann am Beginn seiner Karriere. Auch privat kündigten sich Veränderungen an. Angela war mit Duncan schwanger und David war sehr aufgeregt, ein eigenes Kind zu bekommen. Ihm war klar, dass sich damit vieles für ihn verändern wird. Dieser Optimismus zeigt sich in "Changes".

Bowie hatte gerade begonnen, Lieder auf dem Keyboard zu schreiben, was ihm neue Möglichkeiten in Bezug auf Melodie und Struktur eröffnete. Die wechselten Akkorde hatte er nicht im Kopf, Laut eigenen Aussagen folgte er einfach seinen Fingern.

Das Lied rangierte auf Platz 128 der Rolling Stone-Liste der 500 größten Lieder aller Zeiten. Er ist einer von vier Songs von Bowie, die in die 500 Songs der Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurden, die den Rock and Roll geprägt haben. Er wurde 2016 in die Grammy Hall of Fame aufgenommen. Changes ist auch der letzte Song, den er live sang 2006.

Live war der Song ein Favorit bei den Fans, und Bowie kommentiert: "...es verwandelte sich in dieses Monster, nach dem niemand aufhört, bei Konzerten zu fragen". David trifft mit dem Song einen Nerv, denn Veränderungen erleben schließlich nicht nur junge Menschen. Wir verändern uns ein Leben lang.

2004 haben die Butterfly Boucher Changes für den Shrek 2-Soundtrack zusammen mit David aufgenommen.



Songtext

I still don't know what I was waiting for
And my time was running wild
A million dead-end streets
Every time I thought I'd got it made
It seemed the taste was not so sweet
So I turned myself to face me
But I've never caught a glimpse
Of how the others must see the faker
I'm much too fast to take that test

Ch-ch-ch-ch-changes
(Turn and face the strange)
Ch-ch-changes
Don't want to be a richer man
Ch-ch-ch-ch-changes
(Turn and face the strange)
Ch-ch-changes
Just gonna have to be a different man
Time may change me
But I can't trace time

II watch the ripples change their size
But never leave the stream
Of warm impermanence and
So the days float through my eyes
But still the days seem the same
And these children that you spit on
As they try to change their worlds
Are immune to your consultations
They're quite aware of what they're going through

Ch-ch-ch-ch-changes
(Turn and face the strange)
Ch-ch-changes
Don't tell them to grow up and out of it
Ch-ch-ch-ch-changes
(Turn and face the strange)
Ch-ch-changes
Where's your shame
You've left us up to our necks in it
Time may change me
But you can't trace time

Strange fascination, fascinating me
Changes are taking the pace
I'm going through

Ch-ch-ch-ch-Changes
(Turn and face the strange)
Ch-ch-changes
Oh, look out you rock 'n rollers
Ch-ch-ch-ch-changes
(Turn and face the strange)
Ch-ch-changes
Pretty soon now you're gonna get older
Time may change me
But I can't trace time
I said that time may change me
But I can't trace time

Changes (Demo 1971)



Hammersmith 1973



Los Angeles 1974



Rehearsal 1976



Tokyo 1990



Montmarte 1999



Glastonbury 2000



Live by Request A&E 2002



Paris “002



Ellen Degeneres show (2004)



David Bowie + Alicia Keys – Changes 2006 Blackball



Changes Lazarus Amsterdam



LG
Petra

Antw.: Changes | SdT 07.11.2020

Antwort #3 –
ganz ganz fabelhaft geschrieben,petra!
ich unterstreiche jede zeile,perfekt zusammengefasst!
ein song,der unserem freund wirklich auf den leib geschrieben ist und umso bemerkenswerter,dass er ihn bereits so früh geschrieben hat und seine changes unglaublich häufig vollzogen hat.
das tolle ist,dass er nicht nur sich selbst,sondern die gesamte musikwelt und modewelt beeinflusst und verändert hat.
und uns...
mit changes nimmt bowie einem die angst vor veränderungen!
ein so wunderbarer song!
er strahlt!

so,wie sein urheber!

ch ch ch changes!!!
turn and face the strange!!!!

Antw.: Changes | SdT 07.11.2020

Antwort #4 –
Die Wandlung als Konzept vortrefflich beschrieben. Danke @Petralpz

Und in der Tat hätte "Changes" im SdT-Doppel mit "Sound and Vision" sehr gut funktioniert und das gesamte Oeuvre unseres Freundes umklammert.

„Changes“ ist ein Song, an dem ich mich wahrscheinlich nie überhören werde. Und so geht es wahrscheinlich auch vielen anderen Bowie-Fans so. Ein Dauerbrenner und heute aktueller denn je.

Bei Release kein Hit, aber über die Jahre hinweg, eines der wichtigsten Stücke im Werk unseres Freundes. Die Lyrics, einerseits äußerst persönlich und ehrlich und andererseits gesellschaftskritisch und in der Gegenwart aktueller denn je. Unsere Generation ist für die Krisen der Welt verantwortlich und tatsächlich haben wir uns auf Kosten unserer Kinder amüsiert. Es fällt schwer dieses zuzugeben, aber mit den Folgen müssen die nachfolgenden Generationen leben. Die Veränderung kann nun nur noch von den jetzt jungen Menschen erstritten und erkämpft werden:

“And these children that you spit on
As they try to change their worlds
Are immune to your consultations
They're quite aware of what they're going through”

Im Glauben, dass unsere Kinder den Karren aus dem Dreck ziehen werden, gehe ich an mein Plattenregal und greife wahllos hinein. Zum Vorschein bringe ich die Demo-Version von „Changes“ sowie den verwirrten „Thin White Duke“ der sich als Winston Churchill ausgibt, und kurze Zeit später das gerade angefangene „Changes“ abbricht, um das Publikum aufzuklären, dass er eine Lüge erzählt hätte und in Wirklichkeit David Bowie heißen würde. In diesem Sinne: „Ch-ch-ch-ch-changes - Turn and face the strange”.

Antw.: Changes | SdT 07.11.2020

Antwort #5 –
Zitat von: Petralpz – am
Changes

Warum habe ich diesen Song ausgewählt? Er steht für mich neben „Sound and Vision“ als Manifest und Symbol für Davids künstlerisches Konzept.



Ganz toll geschrieben und auf den Punkt gebracht, @Petralpz.
Es ist so wie du beschrieben hast und wie man es nicht oft genug betonen kann: "Changes" bringt - schon sehr früh - Bowie’s künstlerisches Selbstverständnis zum Ausdruck. "Changes" ist sein Programm.

Antw.: Changes | SdT 07.11.2020

Antwort #6 –
So viele schöne Gedanken zum  Einstieg ins Wochenende! Danke für die stilsichere Beschreibung, liebe @Petralpz   .. Klassiker wie Heroes und echtes Brett, sehr, sehr toll bearbeitet!!!

Ja, das Pop-Chamäleon (du hast natürlich recht, das Tierchen trifft es gar nicht)...seit jeher faszinierte mich diese Kultur an unserem Freund bis in die Haarspitzen. Dieser Mut, dieses Tempo...wer kam da zeitgerecht hinterher?

Bei Mister P haben sich noch ein paar weitere Gedanken ergeben, da findet sich auch was zum Thema "Fälscher ". Was haltet ihr davon:

Ist es wirklich im Kern die Vorlage für Bowies eigenes Rollenspiel? Der Text ist ebenso eine Meditation für die über zwanzig Jahre währenden, frustrierten Versuche Bowies, ein Werk von bleibendem Wert zu schaffen, das dem unerbittlichen Lauf der Zeit und den Einbrüchen jüngerer Geister entgegengesetzt wird; in dieser Hinsicht ist es mit seinen Stücken "Quicksand" und "Oh! You Pretty Things" ein sehr gelungenes Stück. Bereits 1972 beschrieb Bowie den Text als "sehr neurotisch". Die taumelnden Schwankungen des Liedes in Tempo und Tonart spiegeln das Thema sehr gut wider. Während die Zeit "wild umherläuft" und überall "Vergänglichkeit" ist (ein entscheidendes Wort in Bowies Wortschatz zu jener Zeit, das auf dem Vorgängeralbum auftauchte und in mehreren Interviews dieser Zeit wieder auftauchte), reflektiert Bowie, dass seine Karriere ihn "eine Million Sackgassen hinuntergezogen hat, und jedes Mal, wenn ich dachte, ich hätte es bekommen, schien der Geschmack nicht so süß zu sein". Er sinniert über seine bekannten Sorgen aus den 1970er Jahren über Identität und die Wahrnehmung des Künstlers durch seine Anhänger: Die Zeile "Ich wandte mich mir zu" erinnert an Davids Begegnung mit sich selbst in "Die Weite eines Kreises", während seine Angst davor, als "Fälscher" wahrgenommen zu werden, durch das Wissen gemildert wird, dass er "viel zu schnell" ist, um von der Wahrnehmung anderer beeinflusst zu werden. Für ein scheinbar harmloses Stück Pop fördert "Changes" einen ausgeklügelten Denkprozess: Bowie scheint sich am Vorabend seines eigenen Starruhmes einen Spiegel vor das Gesicht zu halten. Zeit für Selbstkonfrontation; Zeit, "sich umzudrehen und sich dem Fremden zu stellen". "Ich schätze, es lag daran, dass ich irgendwie arrogant war", sinnierte David 2002. "Irgendwie ködert man damit das Publikum, nicht wahr? Es sagt: "Sehen Sie, ich werde so schnell sein, dass Sie nicht mit mir mithalten können. Es ist diese Art kecke Arroganz der Jugend. Man denkt, man kommt mit allem durch, wenn man jung ist." Der berühmte stotternde Refrain verschmilzt The Who's 'My Generation' (für "hope I die before I get old", zu lesen "pretty soon now you're gonna get older") mit Dylans "The Times They Are A-Changin" ("time may change me, but I can't trace time"), während Bowie für seine eigene Generation eintritt, seine Ältesten wütend beschimpft und fordert: "Where's your shame? Du hast uns bis zum Hals drin gelassen!" Dieses Gefühl lässt sich auf ein Interview zurückführen, das er 1968 gab: "Wir haben das Gefühl, dass die Generation unserer Eltern die Kontrolle verloren hat, dass sie aufgegeben hat, dass sie Angst vor der Zukunft hat", sagte er der Times. "Ich habe das Gefühl, dass es im Grunde ihre Schuld ist, dass die Dinge so schlecht stehen".... da sind wir wieder bei Sways Gedanken. Irgendwie 'Changes' und irgendwie auch ein wiederkehrender Kreislauf...

Ich lass es mal so stehen, muss jetzt los...

LG
🤡

Antw.: Changes | SdT 07.11.2020

Antwort #7 –
changes macht mir gute laune und mein gatte und ich werden ihn heute bestimmt mal schön laut auf vinyl hören!
mrs.stardust & mr.moonlight haben heute hochzeitstag❤️

Antw.: Changes | SdT 07.11.2020

Antwort #8 –
Zitat von: mrs.stardust – am
changes macht mir gute laune und mein gatte und ich werden ihn heute bestimmt mal schön laut auf vinyl hören!
mrs.stardust & mr.moonlight haben heute hochzeitstag❤️

Herzlichen Glückwunsch euch beiden 😘💐🥂🍾

LG
Petra

Antw.: Changes | SdT 07.11.2020

Antwort #10 –
Zitat von: mrs.stardust – am
changes macht mir gute laune und mein gatte und ich werden ihn heute bestimmt mal schön laut auf vinyl hören!
mrs.stardust & mr.moonlight haben heute hochzeitstag❤️

Auch von mir, herzlichen Glückwunsch.  :)  Habt einen schönen Tag, die Sonne scheint jedenfalls in voller Pracht vom Himmel.

Antw.: Changes | SdT 07.11.2020

Antwort #13 –
Zitat von: mrs.stardust – am
changes macht mir gute laune und mein gatte und ich werden ihn heute bestimmt mal schön laut auf vinyl hören!
mrs.stardust & mr.moonlight haben heute hochzeitstag❤️

Herzlichen Glückwunsch! :)

Antw.: Changes | SdT 07.11.2020

Antwort #14 –
Super Zusammenfassung, Petra! "Changes" ist toll, in sämtlichen Varianten. Es müsste auch einer der ersten Songs sein die ich von David kannte bevor ich richtig Fan war. Leider erinnere ich mich direkt daran auch überhaupt nicht - aber ich weiß noch wie meine Freundin genau diese, von Sway erwähnten Zeilen
Zitat
“And these children that you spit on
As they try to change their worlds
Are immune to your consultations
They're quite aware of what they're going through”
auf einem Stück Papier mit angebrannten Ecken an der Wand hängen hatte. :)

Und als David "Changes" beim Black Ball 2006 als allerletztes Lied jemals live gesungen hat war ich dabei (das Video ist ja auch wieder von mir gewesen). Ich hatte nur vergessen, dass Alicia Keys so einen großen Teil ganz allein geträllert hat - ich hab zwar nix gegen sie, aber David allein wär mir da viiiiel lieber gewesen.

Und die Ellen DeGeneres Show hat auch Erinnerungen geweckt. Ich war damals vorm Studio und hab mir die Zähne ausgebissen um reinzukommen - leider erfolglos. Ich war zwar ganz dicht davor, aber letzlich doch gescheitert und musste die Show im Green Room am Monitor verfolgen :(
Aber boah was hab ich da sein Outfit gefeiert! Im glamourösen Hollywood einfach in seinen Straßenklamotten aufzutreten. Das war echt ein oberaffengeiles Statement von ihm 😍

Bei Deinen zusammengetragenen Tubies hast Du ganze Arbeit geleistet. Da bleiben für mich nur noch ein paar zusätzliche Links übrig. :)

Die Version von Shrek 2 hab ich schon immer geliebt, sein Part darin ist soo toll! 💕
Aber, Butterfly Boucher ist keine Band, sondern eine australische Sängerin! ;)

In diesem Clip von den DVD Extras des Films kommt auch David kurz zu Wort:




Hier das von Sway erwähnte "Changes" vom 5.5.1976 in London (ab etwa 58:45; Audio)


Rotterdam 2003


Vienna 2003


Dublin 2003 (A Reality Tour; Audio)


Eine Coverversion bei der ich eben gleich an Dich denken musste @petralpz:


Seu Jorge (Audio)


Lazarus Cast Recording (Audio)


Cristin Milioti (mit Donny McCaslin etc.2016)


Und eine nette Story von ihr über ihr erstes Treffen mit David (die Show war von November 2015, heul)


LG Simone
 
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