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Thema: Watch That Man | SdT 03.12.2020 (590-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema - Thema abgeleitet von I'm Not Losing Sleep ...
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Watch That Man | SdT 03.12.2020

Watch That Man

Joe The Lion gibt zu stets versteckte Interpretationsmöglichkeiten in den Songs von David Bowie zu suchen und manchmal vielleicht sogar zu finden. Trotzdem – ihr werdet es kaum glauben – hört Joe ab und an durchaus Songs, die er einfach geil findet und wo er sich keine Mühe macht in ihnen eine tiefere Bedeutung zu suchen. Und einer dieser Songs ist: Watch that Man!

Vielleicht habt Ihr schon mal in alten Photoalben Eurer Eltern gekramt und wirklich lustige Partyphotos Eurer Eltern gefunden – Mama und Papa auf einer Faschingsparty mit abgedrehten Perücken und Glockenhosen, betrunken, weil man damals einfach feierte, weil es lustig war und dann nach einigen Gläsern Wein (ohne Sicherheitsgurt!) einfach mit dem Auto nach hause fuhr.
Oh Mann, ich kenne solche Photos und ich weiß, dass meine Eltern damals auf Parties sicher nicht David Bowie, sondern eher Beatles, Engelbert, später Smokey oder „Yes Sir, I can Boogie“ hörten. Aber Spass hatten sie definitiv und genau diesen hört man auch auf „Watch that Man“.

Mein Güte, geht es auf diese Party ab – eine langweilige Altherren-Band sucht Bestätigung von Bowie, der irgendwie auf dem Sofa lümmelt, die Frauen sind nicht so heiss und so schauen alle auf Lorraine, die mit ihrer Feder-Boa aus der Menge sticht. Ein Benny Goodman-Fan zeichnet Löcher in (?) seine Hände, ein Mädchen und Referend Alabaster tanzt auf seinen Knien.

Bowie selbst ist nicht mal der Haupt-Act der Party, er wird nur ständig von einem Mädchen bequatscht ("The girl on the phone wouldn´t leave me alone") Es geht um irgendeinen Typen, der auch auf der Party ist („Watch that Man“), eigentlich wie ein Trottel aussieht („walks like a jerk“), aber die Party in Gang hält („only taking caring care of the room“. Aber wer ist das eigentlich? Ein Sänger, ein Typ, der sich einfach auf die Party verirrt hat oder doch ein Dealer..hmm, schwer zu sagen...

Jedenfalls geht die Post ab – ich würde mal sagen, da wird gekokst, weil man damals ja nicht mal genau wusste, ob das Zeug schlecht ist, da wurde ge..., weil es schon die Pille gab und von AIDS noch keine Rede war...und da singt auch ein Bowie, der vielleicht langsam ausflippt (die Folgenummer ist ja schon „Aladin Sane“ (ein verrückter Junge), hier aber noch verdammt viel Spaß hat.
Nein, da ist von Reue keine Rede - oder von einem möglichen späteren Kater (Jep, der kam spätestens in Berlin)...auf dieser Party geht einfach die Post ab, und Bowie singt mit seinen Backgroundsängerinen begeistert überdreht „Watch that Man“.

Nein, meine Eltern haben (im damals grauen Wien) zu dieser Nummer Anfang der 70er sicherlich nicht getanzt. Aber wenn mich jemand fragt wie ich mir wohl eine geile Party 1973 vorstelle, würde ich sagen: Genau wie auf „Watch that Man“.

In diesem Sinne ist meine Interpretation heute etwas kürzer. Dreht „Watch that Man“ einfach laut auf und versucht Euch vorzustellen, wie man 1973 einfach die Sau rausließ..

Antw.: Watch that Man | SdT 03.12.2020

Antwort #1
Die Platten für den jeweiligen SdT legen sich bei mir gerade wie von selbst auf. Heute feiert das Bootleg "Aladdin Sane / Watch That Man"  aus der Radio City Music Hall, New York City vom 15.02.1973 mit mir zusammen eine tolle Sause. Wir machen quasi den Tag zur Nacht und träumen von der Party unseres Lebens. Alles ohne Sicherheitsgurt und doppelten Boden.  Mit vollem Risiko laden wir dann auch noch Lulu zur Fete ein. Denn auch zu ihrer Version von "Watch That Man" lässt sich prima schwofen.

Let`s schwof and watch the man
Sway

Antw.: Watch that Man | SdT 03.12.2020

Antwort #2
Wow- die Version von Lulu ist ja super!!!

Antw.: Watch that Man | SdT 03.12.2020

Antwort #3
Yeahhhh.... @Joe the Lion ...das ist ja mal ein richtiger Gute-Laune-Text!!! Bravooo....Paaartyyy...und good vibes für alle!
Okay - unser David hat hier beim fiesen Mick abgeguckt - was soll's. Der andere Mick (Ronson) liefert großartig ab und so wird es eine richtig feine 70th Nummer mit allem, was dazugehört. Hach, Parties...seufz. Ja, das konnten sie damals, die Alten. Deine Beschreibung herrlich, Joe. Ich sehe die vollgequalmten Wohnzimmer mit Eiche-Brutal-Einrichtungen und großen Blumentapeten bildlich vor mir. Die Stones gingen feucht-fröhlich sicher gut zum Mitgrölen. Und Lulu?? Herrje, da war was...der Titel fällt mir nicht mehr ein. War ja noch lütt...

Auf ins Jahr 73 mit "Watch that Man"!!! LAUT!!!

Wer Wissenschaft möchte, kriegt den Pegg ;) zum Spaß dazu...

Zitat
"Watch That Man" wurde während der Tournee 1972 in New York geschrieben und unterscheidet sich als Album-Opener so sehr von der Home County-Apokalypse von "Five Years", wie man sich das nur vorstellen kann. Es ist ein schmieriger Garagenrocker, der sich bei den Rolling Stones 'Brown Sugar' bedient hat, aber die verblüffendste Veränderung seit Ziggy Stardust ist die Vorherrschaft von Mick Ronsons stürmender Gitarre über Bowies Gesang, der den Stil von Exile On Main Street nachahmt, indem er so tief im Mix liegt, dass er kaum hörbar ist. Bowie jagte bewusst einem raueren, von den Stones beeinflussten Sound nach, um die straff produzierten Bolanismen des Ziggy-Albums abzuschütteln; verblüfft bat RCA Ken Scott zunächst darum, den Track mit einem eher frontalen Gesang zu remixen, bevor sie ihre Meinung änderten und zum Original griffen. Obwohl von anderen Songs auf dem Album übertroffen, kann "Watch That Man" als eine von Bowies kalkuliertesten Richtungsänderungen gelesen werden. 1973 sagte Bowie, der Text sei ein Versuch, "den Vorfall" der After-Show-Party nach seinem Eröffnungskonzert in der Carnegie Hall im vorigen Herbst "to pinpoint and exaggerate the incident", als ihn der Einstieg in das drogenverwöhnte Rock'n'Roll-Babylon seiner ersten Amerika-Tournee mit der Vorstellung überwältigt hatte, dass die Zivilisation zusammenbricht. Eine solch verzagte Sicht auf die amerikanische Gesellschaft macht es für Aladdin Sane zu einem idealen Eröffnungsspiel. Die Figur des "Mannes" im Samtuntergrund-Stil, der "sich nur um den Raum kümmert", könnte tatsächlich der archetypische Lieferant sein, mit dem Kokslöffel in der Hand, während die Panikattacke auf dem Höhepunkt des Songs “only taking care of the room” may indeed be the archetypal supplier, coke-spoon in hand, while the panic-attack at the song’s climax (“I was shaking like a leaf, for I couldn’t understand the conversation / Yeah, I ran into the street”) den klassischen schlechten Trip des Drogenanfängers beschreiben könnte. Einige meinten, das Lied sei eine Lobeshymne auf Mick Jagger oder Andy Warhol, während eine andere Theorie besagt, dass "Watch That Man" an David Johansens Auftritt bei einem Auftritt der New York Dolls im Mercer Arts Center im September 1972 erinnert. Wie dem auch sei, das Kaleidoskop der Bilder enthält einen der vielen Diebstähle von Bowie aus dem Album John Lennon/Plastic Ono Band von 1970, wie er Lennons Zeile “The freaks on the phone won’t leave me alone” paraphrasiert. "Watch That Man" war 1973 in den Ziggy Stardust-Dates und auf der Diamond Dogs-Tournee zu hören. Im Januar 1974 erschien Lulus von Bowie produzierte Coverversion, die Rücken an Rücken mit "The Man Who Sold The World" aufgenommen wurde (die B-Seite davon war die B-Seite) und wieder mit David als Backing Vocals und Mick Ronson an der Gitarre. Diese Aufnahme erschien später auf David Bowie Songbook und Oh! You Pretty Things."

LG
🤡





Antw.: Watch that Man | SdT 03.12.2020

Antwort #4
Wow- die Version von Lulu ist ja super!!!


Aber hallo! Oogie träumt gerade von einer Riesensause in Berlin. Dann lassen wir es krachen und schwofen zu Lulu... Herrlich, Sway! Vormerken!!!

LG
🤡

Antw.: Watch that Man | SdT 03.12.2020

Antwort #5
Lässt mir doch keine Ruhe - trüffel, trüffel - na klar! Grand Prix - wer kam damals dran vorbei? 1969 - da war selbst Oogie noch einstellig 😉. Siegerin: LULU. Trällerliedchen im pinken Kleidchen...da waren die Straßen leergefegt und alle hingen vor der Glotze.

Zum SdT noch das:

"Lulu singt 1974 den Titelsong des James-Bond-Films "Der Mann mit dem goldenen Colt" und nimmt zusammen mit Superstar David Bowie eine Coverversion seines Songs "The Man Who Sold The World" auf. Die Interpretation der Sängerin wird mit der dritten Chartposition in Großbritannien und einer Top-Twenty-Platzierung in Deutschland erfolgreicher als das Original."

Spuren gibt's. Die Gute war bis kurz vorher mit Maurice Gibb verehelicht. Tolle Stimme hat sie!

Antw.: Watch that Man | SdT 03.12.2020

Antwort #6
Und auch ohne große Interpretation habe ich trotzdem wieder etwas gelernt, danke @Joe the Lion.
Geht gut ab der Song! Die Version von Lulu kannte ich bislang nicht, bin gespannt.

Hm was meint Pegg denn mit dem Vorfall auf der After-Show-Party nach dem Carnegie Hall Konzert? Muss ich gleich mal googeln 🤔

Hier noch eben der komplette Text und paar Tubies:

Watch That Man

   
Track "David Bowie"
on Bandsintown
"Watch That Man"

Shakey threw a party
that lasted all night
Everybody drank a lot of something nice
There was an old fashioned band
of married men
Looking up to me
for encouragement
- it was so-so

The ladies looked bad
but the music was sad
No one took their eyes off Lorraine
She shimmered and she strolled like a Chicago moll
Her feathers looked better and better
- it was so-so

Yea! it was time to unfreeze
When the Reverend Alabaster danced on his knees
Slam! so it wasn't a game
Cracking all the mirrors in shame

[CHORUS]
Watch that man!3 Oh honey, watch that man
He talks like a jerk but he could eat you with a fork and
spoon
Watch that man! Oh honey, watch that man
He walks like a jerk
But he's only taking care of the room
Must be in tune

A Benny Goodman 1fan painted holes in his hands
So Shakey hung him up to dry
The pundits3were joking
the manholes were smoking
And every bottle battled
with the reason why

The girl on the phone wouldn't leave me alone
A throw back from someone's LP
A lemon in a bag played
the Tiger Rag3
And the bodies on the screen stopped bleeding

Yeah! I was shaking like a leaf
For I couldn't understand the conversation
Yeah! I ran to the street, looking for information

[CHORUS]

Watch that man [repeat ad inf.]

Albumversion


Louder Vocals Mix


Ziggy Stardust Motion Picture


Hammersmith 1973 (Video)


David Live


New York, 15.02.1973 (ab 1:09:00)


Holy Holy 2016


LG Simone








Antw.: Watch that Man | SdT 03.12.2020

Antwort #7
Monsieur Bowie hatte die Grippe und die Party fiel aus, steht hier. Allerdings stattete ein ehemaliger Schulfreund mit Dealerkarriere in Südamerika einen Besuch ab. Ob das gemeint ist? Könnte sein, oder?

The Ziggy Stardust Companion - Carnegie Hall - 1972 Concert

Und was sagst du zu Lulu, Simone? Groovte hier schon mehrfach durchs Wohnzimmer ;)... cool!!

Antw.: Watch that Man | SdT 03.12.2020

Antwort #8
Als Inspiration für "Watch That Man" diente nicht nur besagte Party sondern auch das Buch von Evelyn Waugh "Vile Bodies", welches auch auf Davids Liste der 100 Bücher zu finden ist.

Zitat
Ein bösartig geistreicher und schillernder Roman" (Time) von einem der größten Satiriker Englands zielt auf die Generation der "Brightly Young Things" ab, die in den 1920er Jahren die Londoner High Society dominierte.

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg entstand eine neue Generation, wehmütig und verletzlich unter dem Glitzer. Die "Bright Young Things" des London der 1920er Jahre mit ihrer paradoxen Mischung aus Unschuld und Raffinesse übten ihren erfinderischen Geist und ihre abscheulichen Körper in jeder Art von kapriziöser Eskapade aus. Auf diesen Seiten jagt eine lebhafte Auswahl von Figuren, darunter der kämpferische Schriftsteller Adam Fenwick-Symes und die glamouröse, aristokratische Nina Blount, schnell und wütend nach immer größeren Sensationen und der hedonistischen Erfüllung ihrer Wünsche. Evelyn Waughs säuerlich-komische Satire offenbart die Dunkelheit und Verletzlichkeit unter der funkelnden Oberfläche des hohen Lebens.

Und schon sind wir bei mehr Tiefgang, als es bisher den Anschein hatte.

Vile Bodies by Evelyn Waugh

LG
Petra


Antw.: Watch that Man | SdT 03.12.2020

Antwort #10
Wow - danke @Petralpz ! Weitere Ausgrabungen führen noch mehr Details ans Tageslicht:
Evelyn Waugh and David Bowie, Aladdin Sane and Vile Bodies

Party mit Tiefgang...


Hochinteressant, danke @Oogie  , vor allem auch dies



Zitat

Es ist möglich, dass die Idee des Blitzes von Bowie kam, der das Cover von Vile Bodies beschreibtEvelyn Waugh hatte sich 1929 etwas ausgedacht. Vor allem, wenn es sich um eine frühe gebundene Ausgabe des Buches handelte, das Bowie auf dem Schiff gelesen hatte, und nicht um ein Pinguin-Taschenbuch aus den 1970er Jahren, dem der gezackte Waugh-Holzschnitt fehlte, den ich hier reproduziert habe

LG
Petra

Antw.: Watch that Man | SdT 03.12.2020

Antwort #11
Zitat
...... die Vorherrschaft von Mick Ronsons stürmender Gitarre über Bowies Gesang, der den Stil von Exile On Main Street nachahmt, indem er so tief im Mix liegt, dass er kaum hörbar ist......

Dank deiner Pegg-Recherchen, @Oogie, hat sich für mich (und vielleicht auch für einige andere) jetzt endlich das Rätsel gelöst, warum Bowies Gesang auf "Watch That Man" so dumpf und schlecht hörbar ist.  Danke!

Antw.: Watch that Man | SdT 03.12.2020

Antwort #12
Zitat
..... Es ist möglich, dass die Idee des Blitzes von Bowie kam, der das Cover von Vile Bodies beschreibt.....

Eine interessante Erkenntnis, danke @Petralpz! Erst gestern hatte mein Sohn für das Fach "Bildnerische Erziehung" die Aufgabe, sich drei der "besten Albumcover aller Zeiten" auszusuchen und darüber einen kurzen Text zu verfassen. Neben "Abbey Road" von den Beatles und "Breakfast In America" von Supertramp wählte er "Aladdin Sane", von diesen Zusammenhängen wusste er jedoch gestern leider noch nichts .....


Antw.: Watch that Man | SdT 03.12.2020

Antwort #14
Freut mich! Bei O'Leary findet sich noch
Zitat
Die Mischung von "Watch That Man" ist unverhohlener "Exile on Main St.-vintage murk", Bowies Gesang taucht unter Mick Ronsons Gitarren ein: Manchmal klingt Bowie wie ein hochrangiger Teil der Bläsersektion. Ken Scott, der versuchte, eine Klangwand zu erhalten, drückte alle Instrumente in der Mischung nach oben und ertränkte dabei Bowies Gesang. MainMan, Bowies Managementfirma, schreckte zurück und bat Scott, Bowies Gesang nach vorne zu bringen. Einige Wochen später überstimmte RCA (oder Bowie) sie, da sie feststellten, dass dem neuen Mix kein Durchsetzungsvermögen fehlte, und bat Scott, "the mud" zurückzubringen....

Offen gestanden finde ich die Lulu-Version fetziger und stimmiger. Kann daran liegen, dass mich der Stones-Bezug bei unserem Freund beeinflusst...

LG
Oogie

 
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